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SIEGEN, OHNE ZU KÄMPFEN

KONFLIKTE KONSTRUKTIV LÖSEN

Konflikte werden nicht auf dem Schlachtfeld gelöst. Ein Kampf ist nicht dann gewonnen, wenn der Gegner besiegt am Boden liegt. Wird weder die eigene noch die Integrität des Gegenübers respektiert, ist ein Sieg kein Sieg.

 

Wer einen Kampf anfängt, muss sich bereits vor der eigentlichen Auseinandersetzung mit vielen Dingen beschäftigen. Nach dem Kampf genauso. Es geht um Adaption, darum eine Situation mit Körper und Geist zu erfassen. Mag der Kampf vordergründig eine körperliche Angelegenheit sein, geht es aber auch darum, den Kampf im Kopf auszutragen und zu durchdenken. Mögliche Szenarien und verschiedene Resultate im Kopf zu haben um jederzeit reagieren zu können. Auch für was nach dem Kampf geschieht. Wie geht es weiter? Wie ist meine Beziehung zu dem am Boden liegenden Kontrahenten nach dem Kampf?

Sein Schwert zu ziehen und den Angreifer mit einem Schlag zu besiegen ist einfach. Das Schwert nicht zu ziehen und den Kampf zu gewinnen, unterscheidet den Meister vom Schüler. Heute tragen wir unsere Konflikte zum Glück meist unbewaffnet aus. Schwert, Stock, Lanze oder Messer sind im Budo aber weiterhin als Problemlöser präsent. Sie helfen uns bei der Entwicklung von Technik, Geist und Ki. 

Alle Konflikte werden schlussendlich friedlich gelöst. Auf dem manchmal langen und mühseligen Weg zu dieser Erkenntnis, vergeuden wir Unmengen an materiellen und emotionale Ressourcen. Begegnen wir Druck mit Gegendruck.  Sind wir zu oft auf den vermeintlich schnellen Sieg aus, anstatt unsere Anstrengungen in einen nachhaltigen, konstruktiven Kontext zu stellen. Rücksichtsloses, aggressives, eigennütziges Brechen von Widerstand führt zu Ineffizienz, Frust, Stillstand und Stress. Sei es im Büroalltag, im Studium oder im Kampf um die Motivation, endlich wiedermal die Fenster zu putzen. 

Beim Siegen, ohne zu kämpfen geht es um die geistige Haltung. Im Budo sprechen wir von shin (Geist, Herz, Gemüt). Dabei geht es weniger um ein theoretisches, intellektuelles Verständnis sondern vielmehr um den Antrieb und die Bereitschaft, zum Kampf um das eigene Denken und Erkennen. Shin meint eine von Klarheit geprägte Geisteshaltung und verlangt den Blick nach innen. Nur so besteht die Möglichkeit, die unzähligen Unebenheiten der Seele (jap. Bonnō) wie Selbstmitleid, Vorurteil, Angst, Erwartung, Ego, Missgunst und vieles mehr, zu bewältigen. Diese Dinge trüben und verzerren unseren Geist und die Wirklichkeit. 

Manchmal reicht ein simples "Danke" oder "Entschuldigung" um einen Kampf zu vermeiden. Der einzige Gegner, den wir bekämpfen, ist unser Ego.

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